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23.4.2024 : 22:10

LEGIO II ITALICA P. F.
LIMITANAE PONTAENENSES
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DER MÃœNZSCHATZ

 

Das Unglück muß sich im Jahr 239 oder 240 ereignet haben. Diesen Schluß lassen die jüngsten Münzen zu, die 239 mit dem Bildnis des amtierenden Kaisers Gordian III. geprägt wurden.

So oder so ähnlich könnte es sich zugetragen haben, aber es kann jeder seiner Phantasie freien Lauf lassen…………

Es regnete nun schon seit Wochen und noch immer als am Abend des 25. April 240 die beiden Kuriere aus Poetovio, dem Sitz der Verwaltung des illyrischen Zollbezirks, in der Zollstation in Ad Enum eintrafen. Sie brachten neues Wechselgeld mit, 120 Antoniniane und hatten den Auftrag die Einnahmen der letzten Monate abzuholen. In einem Nebengebäude der Zollstation waren zwei Zöllner damit beschäftigt die Einnahmen zu zählen und zu prüfen ob mit der Buchführung alles übereinstimmte. Sie stapelten die Münzen in kleinen Haufen auf einem Tisch. Einer der Zöllner betrachtete eine alte, schon recht abgegriffene Silbermünze aus längst vergangenen Tagen. Das Bildnis von Kaiser Vespasian konnte man aber noch gut erkennen. Ein alter Händler aus Ovilava hatte mit diesen guten alten Denaren den Zoll für eine Wagenladung Terra Sigillata bezahlt, die er auf der anderen Innseite, in Raetien, in der Töpfersiedlung erworben hatte. Kurz darauf vernahmen die beiden von draussen ein Grollen. Vom Hang oberhalb der Siedlung hatte sich durch die starken Regenfälle eine Mure gelöst. Die schnell talwärts fließende Lawine aus Schlamm und Gestein drückte die Türe ein und bahnte sich einen Weg durch das Nebengebäude. Die beiden Zöllner konnten sich nur mit knapper Not in Sicherheit bringen. Die Mure riß alles mit sich, auch den Tisch mitsamt dem darauf liegenden Bargeld und den Lederbeutel mit dem Wechselgeld, welchen die Kuriere gebracht hatten.

Während den tagelangen Aufräumarbeiten wurde nur noch ein kleiner Teil des Geldes gefunden. Der Rest blieb verschollen, unter den Schlammmassen begraben, bis ins Jahr 2000……….

Der Fundort der Münzen befindet sich auf einer schmalen Terrasse am Rande der Innauen. Unweit der Fundstelle befinden sich die Reste des 1978-1980 ausgegrabenen Mithrastempels. Der Grundeigentümer in Mühlthal R. Kaiser wollte einen kleinen Fischweiher anlegen. In der ausgebaggerten Grube sammelte sich nur eine geringe Wassermenge, so daß er das Vorhaben wieder aufgab. Das rief W. Ager auf den Plan. Direkt in der Grube fand er einige spätantike Münzen und die vollständige Durchsicht des Aushubmaterials erbrachte weitere zahlreiche Funde aus der Spätantike. Daraufhin grub er, im Auftrag des LfDS, einen Sondageschnitt in Ost-West Richtung. Mit diesem berührte er am 1. Mai 2000 den äußersten Rand des Horts dieser römischen Silbermünzen.

Die Münzen in Fundlage

 

Mit 1289 Silbermünzen ist es der größte Hortfund in Bayern. Die ältesten Münzen wurden während der Regierungszeit Vespasians (69-79 n. Chr.) geprägt. Prägezeit 72/79 (3 Stück). Die jüngsten unter Gordian III. (238-244 n. Chr.). Prägezeit 238/239 (103 Stück).

Der Fund besteht mit 1182 Stück zu über 90% aus Denaren. Die restlichen 107 Münzen sind Antoniniane (Doppeldenare) folgender Kaiser: Caracalla (3 Stück), Elagabal (1 Stück) und Gordian III. (103 Stück). 57 Prägungen stammen aus den östlichen Münzstätten Antiochia, Emesa, Alexandria und Laodicea. Der Rest aus der Münzstätte Rom.

Über 17% der Münzen wurden für weibliche Angehörige des Kaiserhauses, wie Julia Domna, Plautilla, Aquilia Severa usw., geprägt.

Auffallend ist, daß ein großer Teil der Münzen ein erhebliches Untergewicht aufweist. Der Gesamtfund wiegt in seinem jetzigen Zustand knapp drei Kilogramm (2867,45g). Man hat festgestellt, daß es das Ergebnis einer längeren Lagerung in nitrathaltiger Umgebung ist. Dabei werden die Kupferanteile aus der Silberlegierung herausgelöst. Das Gewicht zum Zeitpunkt des Verlustes dürfte etwa 3,9 kg betragen haben.

 

Denar der Julia Mamaea, 222 - 235 n. Chr., Vorder- und Rückseite